Die Konzertreihe im MEMU Essing fand am Sonntag mit einem bemerkenswerten Jazzkonzert ihren Abschluss. Klassik mit dem Clemente-Trio und dem Bläserquintett der Münchner Philharmoniker war vorausgegangen. Nun, ein hinreißender Jazz-Abend mit Musikern , die einfach alles draufhaben. Technische Perfektion und Einfühlsamkeit von der tiefsten Depression bis zum ekstatischen Ausbruch zeichnet die Palette der Gefühle aus, denen die Zuhörerschaft interessiert folgt. Komposition und Improvisation greifen ineinander, eine stete Interaktion und gegenseitige Befruchtung. Den großen Rahmen hierfür bietet der Latin Jazz, , eine Spielart des modernen Jazz, die sich vor allem durch die Übernahme von Rhythmen und teilweise auch Kompositionen aus dem Repertoire der lateinamerikanischen Musik auszeichnet. Das Crossover zwischen Elementen des Jazz und verschiedener Stile aus der Karibik, vornehmlich aus Cuba, ist dabei vorherrschend.. Weiter sind Einflüsse der brasilianischen Popularmusik prägend, ein vielschichtiger Mix also.
„Lianto de Luna“, der Konzerteinstieg, eine alter Bolero aus Cuba/Mexiko versetzt das MEMU in Schwingungen, das Publikum geht begeistert mit. „El Heurfantino“, „das kleine Waisenkind“, ein traditioneller Cha Cha cubanischer Prägung folgt, weiter „Soft Rain“,, ein Stück im Bossa Nova Stil, um nur einige Nummern zu nennen. Die Dramaturgie des Jazz-Abends besteht in der Abfolge von Beruhigung und Erregung.
Gregor Huebner ist ein Geiger, der die verschiedensten Spielarten beherrscht. Heftigster akkordischer Zugriff und feinstes Vibrato , elektrisierende Flageoletts und Glissandi kennzeichnen sein Spiel. Er kann sich auch in Melodien verlieben. Er lebt in dieser Musik. Tizian Jost hat schon mit der Muttermilch den Jazz aufgesogen , so intim ist er mit ihm verwachsen, seine stupende Klaviertechnik lässt keine Wünsche offen. Der E-Bassist Patrick Scales platziert seine Soli mit Hingabe, ein Akrobat auf der Gitarre, dass Griffbrett ist seine Schlittenbahn. Christian Leitner am Schlagzeug gibt die rhythmischen Impulse, er heizt die Motorik an, der Gesamteindruck ließe sechs Hände an seinem Instrument vermuten, ein virtuoser Kraftakt. Ein wunderbarer Jazz-Abend….
